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Kerschensteinerschule: Hier werden angehende Umwelttechniker fit für den Job gemacht
Stuttgart. Wasser plätschert in einen durchsichtigen Behälter. Gespannt beobachtet Patrick Rosenkranz, angehende Fachkraft für Abwassertechnik, den Vorgang. Doch die Messkurve auf seinem Monitor zeigt eine unregelmäßige Zickzacklinie: „Da stimmt etwas nicht“, meint er. Und schließt ein Ventil an der Messapparatur – sofort stoppt die Wasserzufuhr.
Wir sind im Technikum der Kerschensteinerschule in Stuttgart. Auf dem Stundenplan steht eine praktische Übung zur Mess-, Steuer- und Regelungstechnik. Aus ganz Baden-Württemberg kommen die Azubis hier zusammen, 15 an der Zahl, darunter eine Frau. Denn nur hier werden landesweit die vier „UT-Berufe“ ausgebildet. Also umwelttechnische Fachkräfte, die später in Unternehmen, auf Deponien, in Wasserwerken und Kläranlagen arbeiten.
Vom ökologischen Kreislauf bis zur Hygiene
Sie befassen sich mit Umweltschutztechnik, ökologischen Kreisläufen und Hygiene. Und der Frage, wie man Umweltbelastungen durch Anlagen und Techniken vermeidet oder minimiert. „Wir können keine Kläranlage in der Schule nachbauen“, sagt Fachlehrer Tobias Bunk, „aber unsere Modelle veranschaulichen die Zusammenhänge im Kleinen.“ Vor einer Versuchsapparatur mit zwei Behältern, die mit einem Gewirr aus Röhrchen, Zwischenstücken und Ventilen verbunden sind, sitzen Schülerteams.
Sie messen die Füllstände der Behälter mit einer Ultraschallsonde. Was nicht so einfach ist, denn die Messwerte schwanken zunächst stark. Jede Gruppe nutzt einen Laptop – ohne digitale Medien geht nichts in ihrem Arbeitsalltag. Bei Azubi Alexander Huber ergeben die Daten eine aufsteigende Linie: „Ein sauberer proportionaler Anstieg!“, freut er sich. Der Trick: Das Wasser nicht von oben in den Messbehälter plätschern lassen, sondern ein Ventil am Boden des Behälters öffnen. Dann strömt das Wasser von unten ein: „So entstehen keine Luftbläschen auf der Wasseroberfläche, die verfälschen die Messergebnisse“, erklärt Azubi Verena Schaupp.
Ohne digitale Medien geht nichts
Arbeiten mit dem Computer gehört für die Schüler längst zum Alltag. „Wir steuern die Anlagen mit Rechnern, außerdem werden damit Daten und Messwerte wie Nitrat-, Ammonium- oder pH-Werte erfasst“, sagt Azubi Luca Kurzweiler. Auch die Laborarbeit hat ihren Platz im Unterricht.
„Unser Job ist unglaublich vielseitig und macht Spaß“, sagt Patrick Tagscherer. Und gesteht grinsend: „Allerdings sage ich beim ersten Date mit einem Mädchen immer, dass ich Umwelttechniker bin – das macht einfach mehr Eindruck als Fachkraft für Abwassertechnik …“
Autor: Andrea Veyhle