Das mobile Labor und seine Erfinder: Helmut Müller und Martina Bitterlich. Foto: Sigwart
Foto: Scheffler
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Kautschuk aus dem Koffer - Rhein Chemie entwickelt ein mobiles Experimentier-Set für den Chemie-Unterricht
24.04.2015
Mannheim. „Gummimischen ist wie Kuchenbacken“, sagt Anwendungstechniker Helmut Müller. Der Kautschuk-Experte von Rhein Chemie in Mannheim kippt Latexmilch in ein Rührglas mit Salzlösung. Als er noch ein wenig Essig einfüllt, gerinnt die Flüssigkeit, und ein weißer Klumpen setzt sich ab – fast wie Mozzarella. Mit dem spannenden Experiment können Real- und Gymnasialschüler leichter verstehen, wie man Kautschuk herstellt. „Der Fachmann nennt diesen Vorgang Koagulation“, erklärt Martina Bitterlich, Leiterin der Unternehmenskommunikation. Sie hat die Bildungsinitiative „Chemistry Lab“ ins Leben gerufen und gemeinsam mit dem Kollegen die anschauliche Darstellung entwickelt. Kernstück ist der Experimentierkoffer, der neben den Rezepten alle Zutaten enthält. Seit 2011 engagieren sich beide dafür, auch außerhalb ihrer Arbeitszeit: „Wir wollen Jugendliche für Chemie und das Thema Kautschuk und Gummi begeistern“, sagt Bitterlich. Zu dem Experiment gehört ein komplettes Unterrichtspaket für fünf bis acht Stunden. Das alles ist für die Mannheimer Schulen kostenlos. Geboten werden eine Lehrerschulung, Arbeitsblätter sowie der Koffer mit Kautschukproben, Zutaten für Kautschukmischungen und fertige Produkte wie Handschuhe, Reifenteile oder Dichtungen. Wer glaubt, das sei nur eine nette Spielerei, irrt gewaltig: „Es ist eine sinnvolle Ergänzung für den Unterricht“, so Bitterlich. Denn das Thema ist im Bildungsplan fest verankert: „Die Polymerisation, also die chemische Reaktion von einzelnen Molekülen zu langkettigen und netzartigen Verbindungen, ist ein wichtiges Thema im Unterricht“, weiß Müller. „Mit unseren Experimenten können die Schüler selbst ausprobieren, wie das funktioniert.“ Der Kautschukklumpen aus dem ersten Experiment wird allerdings erst dann zu richtigem Gummi, wenn man ihn zusammen mit Schwefel und weiteren Chemikalien erhitzt. Bei dieser sogenannten Vulkanisation wird aus der verformbaren Masse eine feste Struktur, es entsteht ein elastischer Stoff (Elastomer). Auch das probieren die Schüler aus. Und die Anwendung gleich mit: „Eine Lehrerin möchte das Material nutzen, um zusammen mit ihrer Klasse Halloween-Masken herzustellen“, berichtet Bitterlich. Rund 1.000 Schüler haben inzwischen mit dem Koffer gearbeitet und fanden es gut. Das erfahren die beiden Betreuer über Bewertungsbögen und bei Betriebsbesichtigungen, die das Unternehmen anbietet. Rhein Chemie gehört zum Spezialchemiekonzern Lanxess und produziert in Mannheim mit rund 450 Mitarbeitern Produkte für die Kautschuk-, Schmierstoff- und Kunststoff-Industrie. Auch im Haus zeigen die Experimente Wirkung: „Wir haben eine kaufmännische Auszubildende gebeten, ein neues Schüler-Experiment auszuprobieren“, erzählt Müller. „Die junge Frau hatte so viel Spaß daran, dass sie jetzt Chemie studiert.“
Hintergrund
Bildungspartnerschaften schlagen eine Brücke Bei einer Schulpartnerschaft (Bildungspartnerschaft) schließen sich jeweils ein Chemie-Unternehmen und eine Schule zusammen. Die Firmen bieten Praktika, Betriebserkundungen und Workshops an. Im Gegenzug wecken sie das Interesse für Chemie-Berufe und treffen auf mögliche Bewerber. Schüler erhalten einen Einblick in die Arbeitswelt. Sie können herausfinden, ob der Beruf zu ihnen passt, und erste Kontakte knüpfen. Seit 2008 gibt es die landesweiten Partnerschaften. Ansprechpartner sind die Chemie-Verbände Baden-Württemberg. chemie.com
Das mobile Labor und seine Erfinder: Helmut Müller und Martina Bitterlich. Foto: Sigwart
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