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Interview: Chemie-Konjunktur läuft nicht so gut, wie Experten erwarten

30.11.2013
Baden-Baden. Regelmäßig kommen Konjunkturprognosen heraus, die einen Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung geben. Stimmen die Vorhersagen für die Chemie-Branche in Baden-Württemberg? Das wollte AKTIV von Ralf Müller wissen, der als Geschäftsführer verantwortlich für Wirtschaftspolitik bei den Chemie-Verbänden ist. 2014 soll die Wirtschaft ordentlich an Fahrt aufnehmen, meint die Projektgruppe Wirtschaftsdiagnose. Freut Sie das? Die fünf Wirtschaftsweisen rechnen mit einem Wachstum von 1,6 Prozent. Aber die Prognosen zum Konjunkturklima sind seit einigen Jahren leider immer viel zu optimistisch. Grundsätzlich ist eine gute Stimmung natürlich wichtig. Doch abgerechnet wird nun mal zum Schluss. Halten wir uns lieber an die Fakten, die stimmen uns wenig optimistisch. Wie geht es der Branche denn zurzeit? Die Zahlen der ersten drei Quartale dieses Jahres liegen ja auf dem Tisch. Man sieht, dass die Chemie im Land stagniert. Wir haben insgesamt nur ein ganz geringes Umsatzplus, gerade mal 1 Prozent. Das leichte Plus wird alleine vom Auslandsumsatz getragen. Im Inland ist das Geschäft in fast allen Teilbranchen rückläufig. Hier schneiden wir sogar etwas schlechter ab als die Branche bundesweit. Wie wird sich denn Ihrer Meinung nach die Chemie in Baden-Württemberg entwickeln? Wir liegen heute mit der Produktion noch unter dem Stand von 2007 – also vor der Krise. Leichte Umsatzsteigerungen in den vergangenen Jahren können nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Branche immer noch aufholen muss. Mit einem Exportanteil von aktuell 60 Prozent sind wir sehr stark von der Weltwirtschaft abhängig. Und genau an diesem Punkt sind die Experten dabei, ihre Prognosen für das Weltwirtschaftswachstum des Jahres 2014 schrittweise wieder zu senken. Ich sehe daher keine belastbaren Hinweise auf einen nachhaltigeren Aufschwung. Interview: Sabine Latorre

Autor: active2news