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Gut gerüstet gegen Regen - CHT R. Beitlich entwickelt umweltfreundliche Funktionskleidung

30.05.2015
Tübingen. Exakt 250 Milliliter Wasser gießt Chemielaborantin Sarah Hanert in einen Labor-Trichter beim Textil-Pflegespezialisten CHT R. Beitlich in Tübingen. Wie aus einer Regendusche rinnt es auf ein Stück Stoff. Doch die Flüssigkeit wird nicht aufgesogen: Auf der Probe sammeln sich Tropfen, die einfach abperlen, der Stoff bleibt trocken. Des Rätsels Lösung ist eine spezielle Beschichtung (ZeroF). Was man nicht sehen kann: Sie ist besonders umweltfreundlich. Outdoorkleidung soll jedes Wetter mitmachen und zugleich atmungsaktiv sein. Bislang werden für solche Zwecke Fluorpolymere eingesetzt – doch das ist problematisch: Während der Verarbeitung können Substanzen in die Umwelt gelangen, die biologisch nicht abbaubar sind. Das wird nun anders: „Wir kommen komplett ohne Fluor aus“, berichtet Diplom-Chemiker Andreas Otterbach. „Unsere Rezepturen bestehen aus Wachsen, Spezialsilikon und Polyurethan.“

„Der Umweltschutz beginnt schon im Kleiderschrank“

Zufrieden knautscht er eine Stoffprobe. Das dünne Material fühlt sich weich und geschmeidig an, von einer störrischen Beschichtung ist nichts zu spüren. Das ist wichtig: „Sportler wollen heute Sachen, in denen man sich ungehindert bewegen kann und nicht schwitzt“, sagt Otterbach. Die Beschichtungen müssen deshalb extrem dünn und trotz der Wasserabweisung flexibel sein. Die Rezeptur entwickelt das Unternehmen nach Kundenvorgaben: Wird ein Schutz für Baumwolle benötigt oder für Kunstfasern wie Polyester oder Polyamid? In großen Anlagen (Foulards) werden die Stoffe in Wannen mit den flüssigen Beschichtungsprodukten getränkt. „Sie laufen dann über zwei Walzen“, beschreibt Otterbach den Vorgang. Die pressen mit genau definiertem Druck die überschüssige Flüssigkeit ab, damit überall gleich viel Beschichtungsmaterial aufgetragen wird. Anschließend geht alles in einen Trockner, am Ende wird der Stoff wieder zu Ballen gewickelt. Solche Anlagen stehen auch im Mini-Format in Tübingen. Drei Jahre lang entwickelte das Team von Otterbach die fluorfreie Innovation. „Der Einsatz hat sich gelohnt“, meint der Wissenschaftler, „Umweltschutz beginnt im Kleiderschrank.“ Übrigens: Die Unternehmensgruppe CHT/BEZEMA, zu der CHT R. Beitlich gehört, hat ihren Stammsitz in Tübingen. Hier und in Dußlingen arbeiten rund 600 Frauen und Männer, weltweit sind es mehr als 1.700.