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Der Wirtschaftsleiter von Boehringer Ingelheim kocht täglich Tausende frische Mahlzeiten

13.04.2020

Biberach. Valentin Koch, Wirtschaftsleiter bei Boehringer Ingelheim, bringt mit seinem 150 Personen starken Team täglich mehrere Tausend Gerichte an den Standorten des Pharma-Unternehmens auf den Tisch. Alles frisch zubereitet, schmackhaft, gesund und ansprechend arrangiert. „Kartoffelsalat aus dem Eimer?“, sagt der 58-Jährige und zieht die Augenbrauen hoch, „dafür haben wir nicht gelernt!“

Alleine in Biberach warten täglich 3.000 hungrige Mitarbeiter auf die köstlichen gesunden Speisen und frischen Säfte. Das Problem dabei: Hier wird gerade die Kantine samt Küche für 20 Millionen Euro ein Jahr lang umgebaut. Was jetzt? Auf die Lösung ist Koch stolz: „Das Küchenteam fährt temporär zu unserem Standort in Ingelheim und kocht dort nachmittags 3.000 Essen vor.“ Die werden in Schnellkühlern runtergekühlt und mit Thermowagen in Kühl-Lkws im Nachtsprung nach Biberach gebracht. Vor Ort erwärmt man die Speisen dann morgens in großen Öfen, „cook and chill“ nennen Fachleute das Verfahren. Und das klappt hervorragend!

Der Arbeitsplatz ist nicht mehr der Herd, sondern der Schreibtisch

„So garantieren wir unseren Qualitätsstandard beim Essen und beschäftigen das Personal weiter“, erklärt Koch. Probleme zu lösen ist die Hauptaufgabe des Managers. Schon von klein auf wollte er Koch werden, lernte den Beruf von der Pike auf, wechselte zur Spitzengastronomie, landete beim Warenhauskonzern Karstadt. Dort leitete er später mehrere Hundert Betriebe.

Längst gehört das Kochen nicht mehr zu seinen Aufgaben, auch nicht das Abschmecken, die Essensplanung oder der Einkauf. „Dafür habe ich fähige Mitarbeiter, die übernehmen das“, erzählt Koch. „Mein Arbeitsplatz ist eher der Schreibtisch.“ Trotzdem steht er jeden Tag um drei Uhr in der Früh auf und ist einer der Ersten im Betrieb. Er kontrolliert, berät, plant.

Koch richtet Küchen und Kantinen ein, informiert sich über technische Neuheiten, optimiert Vitrinen und Geräte, schraubt den Küchenstandard kontinuierlich nach oben. In Biberach fliegen die alten Küchengeräte raus und werden durch effektivere ersetzt. Auch die Bewirtungsfläche wird größer: Das Restaurant bekommt ein Stockwerk mehr, eine bisher offene Terrasse wird verglast. „Unser Unternehmen schaut nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf das Wohl der Belegschaft und der Umwelt“, lobt Koch die Geschäftsführung. Die Zusammenarbeit mit lokalen Winzern und Landwirten ist für ihn selbstverständlich, die Pilze kauft er in einem Zuchtbetrieb, den Benachteiligte betreiben. Der Kaffee kommt von einer Schul-Kooperation aus dem afrikanischen Burundi und die Kräuter vom firmeneigenen Beet am Eingang.

Nachhaltigkeit ist seine Leidenschaft – nicht nur der umsichtige Einsatz von Lebensmitteln: „Auf Energieeffizienz achten wir stets und setzen Ressourcen wie Wasser sparsam ein.“ Das Rapsöl liefert eine regionale Ölmühle in eigens entworfenen 600-Liter-Kanistern, was jährlich 2.200 große Dosen spart. Aktuell verhandelt er mit dem Salatlieferanten über Mehrweg-Transportkisten. Der begeisterte Hobbytaucher („Das Plastik im Meer ist schlimm!“) vermeidet Müll, wo er kann: Erfolgreich verbannte er Einmalbecher aus den Mitarbeiterrestaurants. „Dafür bekamen alle 15.000 Mitarbeiter in Deutschland einen Keramikbecher mit Namen“, sagt Koch und strahlt. Die Bilanz: eine halbe Million Einwegbecher sowie 200.000 Plastikdeckel pro Jahr weniger.

Mehrwegsystem für Milch soll Tetrapacks ersetzen

Die Milch zum Kaffee wird inzwischen in Zehn-Liter-Verpackungen statt in Ein-Liter-Kanistern angeliefert, was 240.000 Tetrapacks pro Jahr spart. Sein neuester Coup in Sachen „Milch“ ist ein Mehrwegsystem mit Edelstahlbehältern, welche die Molkerei direkt befüllen. Reinigen lassen sie sich in der Spülmaschine. „Nachhaltigkeit dauert lange und erfordert viel Engagement“, räumt Koch ein. „Aber sie lohnt sich!“

Für die Mühe ernteten Koch und sein Team kürzlich ein dickes Lob: Boehringer Ingelheim gewann den diesjährigen Kantinentest des Vereins Food & Health.

Nachgefragt

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Das liegt wohl in der Familie, meine Mutter war Köchin.

Was reizt Sie am meisten?

Die Herausforderung vom Einkauf über die Zubereitung bis hin zum Abfall.

Worauf kommt es an?

Gut organisiert sein und immer das Beste für die Gesundheit und die Umwelt erreichen wollen.

Autor: Sabine Latorre