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Chemie: Vier Azubis aus Baden-Württemberg beeindrucken durch Engagement und Tatkraft
Beste Noten und viel Engagement für andere: Das zeichnet die „Top Azubis Chemie 2023“ aus. In diesem Jahr erhielten Lars Brenner, Louis Seichter, Ann-Kathrin Bräutigam und Emily Heine die begehrte Auszeichnung von Chemie.BW, den Verbänden der Branche in Baden-Württemberg. Im Gespräch mit aktiv verraten sie, was sie motiviert.
Lars Brenner: Angehender Chemielaborant und aktiv bei der freiwilligen Feuerwehr
Stets einsatzbereit ist Lars Brenner. Der angehende Chemielaborant beim Bauchemie-Spezialisten Sika in Stuttgart ist seit fast fünf Jahren bei der freiwilligen Feuerwehr in seinem Wohnort engagiert, dem Weiler Hardt- und Schönbühlhof. Zum Ausbildungsbeginn ist er auch der Betriebsfeuerwehr von Sika beigetreten. „Der Melder kann jederzeit losgehen – ob ich esse, dusche, arbeite oder schlafe“, sagt der 22-Jährige. Aus der Ruhe bringen lässt er sich davon nicht: „Anderen helfen zu können, das ist mir wichtig. Ich habe als Kind miterlebt, wie das Haus der Nachbarn gebrannt hat. Wie schnell und effektiv die Feuerwehr in solchen Situationen eingreifen kann, hat mich tief beeindruckt.“
Ursprünglich wollte Brenner nach dem Abitur Chemie studieren, doch der Fernunterricht im Coronajahr 2020 sagte ihm nicht zu: „Ich saß den ganzen Tag am Rechner und wurde mit Wissen zugeballert.“ Er brach daher das Studium ab und entschied sich für eine Ausbildung zum Chemielaboranten. „Chemie fasziniert mich seit der Schulzeit“, sagt er. Die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn überbrückte der junge Mann mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Waldkindergarten und organisierte sich zudem alle Praktika und Lehrgänge für seine Qualifikation zum Rettungssanitäter. Brenner ist auch beim Deutschen Roten Kreuz aktiv und übernimmt Sanitätsdienste auf Veranstaltungen. „Vielen ist nicht bewusst, wie viel die Gesellschaft für jeden tut – ich möchte etwas zurückgeben!“
Louis Seichter: Der Azubi ist Ausbildungspate in seinem Betrieb
Etwas zurückgeben will auch Louis Seichter, der ins dritte Lehrjahr zum Industriekaufmann beim Bauchemie-Spezialisten Kiesel in Esslingen startet. „Ich hatte einen Ausbildungspaten, das hat meinen Einstieg ins Berufsleben erleichtert“, erzählt der 21-Jährige. Für ihn ist es Ehrensache, dass er sich nun selbst um neue Azubis kümmert. Bei Ausbildungsmessen und auf Social Media wirbt er für seinen Job.
Nach dem Abitur absolvierte Seichter ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Evangelischen Jugendwerk, seit Jahren ist er ehrenamtlicher Mitarbeiter bei Kinder-Sommerfreizeiten. „Ich habe selbst als Kind teilgenommen und viele schöne Erinnerungen“, sagt er. Dann hat er auch noch ein Hobby: Wasserball spielen beim SSV Esslingen. Hier kümmert er sich auch um die Veranstaltungstechnik bei Events und stellt sein eigenes Equipment zur Verfügung. Einen kühlen Kopf bewahren, auch bei Stress – das ist seine Stärke. Und Seichters weiß alle Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen: „Ich führe einen Kalender und plane meine Termine sehr genau.“
Emily Heine: Macht eine Ausbildung zur Lacklaborantin und ist für die Firma auch nach Feierabend aktiv
Klar ist es schön, sich nach der Arbeit auch mal nur aufs Sofa zu legen“, sagt Emily Heine. Sie selbst tut das aber nur selten – denn die 20-Jährige sprüht vor Tatendrang! Nach dem Abi begann sie ihre Ausbildung zur Lacklaborantin beim Holzfußboden- und Parkett-Spezialisten Loba in Ditzingen, gerade beginnt ihr drittes Lehrjahr. Die junge Frau hat einen festen Vorsatz: „Ich will das Unternehmen zusätzlich zu meiner täglichen Arbeit unterstützen.“ So baute sie mit anderen Azubis eine Lounge mit Paletten-Möbeln, die mit einer After-Work-Party eingeweiht wurde. Sie kümmert sie sich um den Stand auf einer Berufsbildungsmesse. Organisiert eine Firmen-Rallye für neue Azubis. Auf Social Media wirbt sie für ihre Ausbildung (das nötige Handwerkszeug hat sie sich in einem Seminar angeeignet).
Für das Firmen-Sommerfest organisierte Heine eine Kinderbetreuung. Das liegt ihr: Im Urlaub arbeitet sie eine Woche lang als Betreuerin einer Kinderfreizeit in einem Waldheim. „An den Strand geht es hinterher“, sagt die reiselustige junge Frau. Vor einigen Jahren verbrachte sie bei einem Pfadfindertreffen in den USA vier Wochen unter einfachsten Bedingungen im Zeltlager, mit Menschen aus aller Welt. „Diese Zeit hat mich geprägt“, sagt sie, „mal was anderes sehen und den Horizont erweitern, das ist wichtig.“ Ach ja: Heine ist übrigens auch noch Handball-Torwartin, dafür trainiert sie dreimal pro Woche.
Ann-Kathrin Bräutigam: Die angehende Chemielaborantin schätzt den Kontakt zu anderen Menschen
Auch Ann-Kathrin Bräutigam will etwas bewegen. Die angehende Chemielaborantin beim Chemieunternehmen Trinseo in Rheinmünster engagiert sich für andere Azubis, stellt ihren Beruf auf Messen vor, betreut Praktikanten. „Mir ist wichtig, dass neue Azubis gut bei uns ankommen und sich wohlfühlen. Ich plane die Einführungswochen mit und erstelle Steckbriefe der Azubis, mit denen sie schneller Anknüpfungspunkte untereinander finden.“ In der Berufsschule hilft die 20-Jährige schwächeren Schülern, privat bildet sie mit dem Schulungsteam des Katholischen Jugendbüros Baden-Baden Gruppenleiter für Kinder- und Jugendfreizeiten aus.
An ihrem Beruf schätzt sie die Abwechslung und das präzise Arbeiten. „Es macht so viel Spaß, Dingen auf den Grund zu gehe, etwa bei Versuchen!“
Wichtig ist ihr stets der Kontakt zu anderen Menschen: In ihrem Heimatort Leiberstung ist Bräutigam Schriftführerin im Faschingsverein, hilft bei Veranstaltungen aus, kellnert oder übernimmt Küchendienste. Drei- bis viermal pro Woche steht sie zudem auf dem Fußballplatz beim SV Sinzheim.
Am Herzen liegt ihr auch der Umweltschutz: „Jeder kann etwas tun, man sollte bei sich selbst anfangen.“ Sie verzichtet auf Fleisch, setzt auf saisonale und regionale Produkte. „Und ich kaufe in Secondhand-Läden und überlege, ob ich etwas wirklich brauche.“
Autor: Andrea Veyhle