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Butter bei die Fische - Chemie-Branche entwickelt Prüfung für Nachhaltigkeit

02.01.2015
Wiesbaden. Chemie-Firmen wollen nicht nur ökonomisch handeln, sondern auch ökologisch und sozial? Dann mal „Butter bei die Fische“! Bis 2017 will die Branche den Erfolg ihrer Nachhaltigkeitsinitiative „Chemie hoch 3“ messbar machen. Ein Programm, das Kanzleramtsminister Peter Altmaier als vorbildlich für andere Branchen bezeichnet: „Nur wer sich jetzt auf die nationalen und globalen Herausforderungen einstellt, wird auch morgen noch im Wettbewerb erfolgreich sein.“

Denn die Welt ändert sich rasant: Die Bevölkerung wächst und altert, verschlingt Energie, will mobil sein – und umweltbewusst. „Die gesellschaftliche Verantwortung unternehmerischen Handelns wird da immer wichtiger“, weiß Andreas Ogrinz. Er ist beim Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) in Wiesbaden für die Initiative Chemie hoch 3 zuständig.

Ein „Nachhaltigkeitscheck“ zeigt den Firmen ganz genau, an welcher Stelle sie stehen


Gemeinsam wollen der BAVC, die Gewerkschaft IG BCE sowie der Wirtschaftsverband VCI die Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen weiterhin attraktiv gestalten. „Stichworte sind Beruf und Familie, Gesundheitsmanagement, Mitarbeitermotivation, Weiterbildung, wirtschaftliche Stabilität und Innovation“, erklärt Ogrinz. „Aber auch Ressourceneffizienz, Klima- oder Umweltschutz.“

Mithilfe eines „Nachhaltigkeitschecks“ will man alle Firmen einbinden: Wo sind Stärken und Schwächen? Wie kann eine Zukunftsstrategie aussehen? „Jeder Betrieb kann genau sehen, wo er steht“, erklärt Ogrinz. Zwölf Firmen haben den Check vorab getestet, darunter der Hamburger Mittelständler Worlée-Chemie. „Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz sind eine Kerntugend für uns“, sagt dessen Geschäftsführer Reinhold von Eben-Worlée. Und wie geht das in der Praxis? „Es braucht immer einen Kümmerer“, verrät Jan Eschke, der das Energie- und Umweltmanagement am Standort leitet.

Hielt Eschke früher vorrangig die Anlagen am Laufen, schwört er heute auf Effizienzsteigerung. Und in der hauseigenen Forschung ersetzen Wissenschaftler potenziell schädliche Substanzen durch nachwachsende Rohstoffe und nutzen wasserbasierte Lösungen.

Bis zum Jahr 2017 soll der Erfolg messbar sein

Zum Einsatz kommt das etwa in Lacken und Beschichtungen. Die Worlée-Forscher untersuchen, welchen Einfluss die eigenen Produkte auf Umwelt und Klima haben. Die ressourcenschonenden Artikel vermarkten sie dann gezielt.

Auch der Faserhersteller CHT R. Beitlich aus Tübingen findet den Check hilfreich: „Wir haben uns mit Rohstoffen, Produkten und Ökologie beschäftigt und auch mit Zielen im sozialen Bereich“, berichtet Geschäftsführer Erich Mechel. Man wolle „nachhaltig profitabel wachsen“ – und die Arbeitsplätze in Europa erhalten.

Um jetzt den Erfolg der Initiative zu messen, „müssen Wissenschaftler ran“, so BAVC-Fachmann Ogrinz. Bei den sozialen Aspekten haben Gewerkschaft und Arbeitgeber die Federführung.