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Auf diesen Mann ist Verlass: Wie Christian Wiemer das Lack-Unternehmen Geholit + Wiemer auf Kurs hält

12.09.2014
Graben-Neudorf. Die Ärmel hochgekrempelt, offener Kragen: Lässig lehnt Christian Wiemer auf dem lackierten Doppel-T-Träger. Dazu musste der Fotograf ihn etwas überreden. Der Chef des Lackherstellers Geholit + Wiemer in Graben-Neudorf ist eher der nüchterne Typ Firmenlenker. Stets höflich und korrekt, aber auch bestimmt und klar: Einer, der weiß, wo er hin will, und die Dinge anpackt. In den letzten 14 Jahren hat Wiemer mit seinem Team den Umsatz seiner Firma auf 43 Millionen Euro fast verdoppelt. Und durch die Wirtschaftskrise 2009 steuerte er das Unternehmensschiff ohne Schrammen. Kurzarbeit war nicht nötig. „Wir konnten den Rückgang im Geschäft über Zeitguthaben auffangen“, berichtet der Unternehmer. Dann fügt er mit etwas Stolz an: „Schon 2011 haben wir das Niveau von 2008 wieder übertroffen.“ Jetzt feiert seine Firma, die Korrosionsschutz und Industrielacke herstellt, ihren 125. Geburtstag. Bunte Geschichten sind auch da nicht Wiemers Sache, er redet lieber über Fakten. Darüber etwa, dass Chemiker seiner Firma in den späten 70er-Jahren mit als Erste wasserverdünnbare Lacke entwickelten: „Die enthielten deutlich weniger organische Lösemittel als die damals üblichen Lacke. Und zwar lange, bevor die Diskussion um die umweltschädlichen Lösemittel begann.“ Das war ein Dutzend Jahre später. Oder darüber, dass sein Unternehmen beim Korrosionsschutz „zu den fünf führenden Anbietern in Deutschland“ gehört. Etwa 60 Prozent des Geschäfts macht Geholit + Wiemer mit diesen Beschichtungen. „Qualität bekennt Farbe“ wirbt der Mittelständler. Für den Firmenchef ist das eine Verpflichtung. Verlässlichkeit und Vertrauen, die Maximen des ehrbaren Kaufmanns, sind dem 60-Jährigen wichtig. „Was vereinbart ist, das steht und wird so gemacht“, schildert Wiemer sein Erfolgsrezept. 1889 fing alles an. Da gründete Urgroßvater Heinrich Wiemer mit einem Partner in Duisburg eine Farbenhandlung. „Daraus ging die Rostschutzfabrik meines Großvaters hervor“, erzählt Wiemer. „Die fusionierten mein Vater und mein Onkel 1975 mit den Geholit-Werken in Graben-Neudorf. Und wir verlegten den Hauptsitz hierher.“ Heute produzieren die 250 Mitarbeiter in drei Werken 10.000 Tonnen Farben und Beschichtungen im Jahr. Wiemer will das weiter steigern. „Im Schnitt investieren wir jedes Jahr 1 Million Euro.“ Zuletzt gab es ein neues Tanklager, neue Produktionsanlagen, eine moderne Abluftreinigung. Allein 2 Millionen flossen in die Labors. Schließlich lebt die Firma von den Ideen ihrer 40 Tüftler: So verkürzen etwa neue feststoffreiche Lacke die Verarbeitung bei Windanlagen von früher 48 auf jetzt 5 Stunden. Mit Neuheiten will Wiemer auch in Zukunft punkten. Von Hans Joachim Wolter

Autor: active2news