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Wörwag bildet in Stuttgart Lacklaboranten aus

16.01.2018

Stuttgart. „Ich bin nach der Ausbildung im Pulver gelandet“, sagt Nadine Weiß, Lacklaborantin bei der Karl Wörwag Lack- und Farbenfabrik. Sie arbeitet in der Abteilung dekorative Pulverlacke und zeigt stolz ein kleines grellgrün-metallisch beschichtetes Blech: „Hier hat unsere Abteilung den Lack für den Bremssattel eines Lamborghini mitentwickelt.“ Fachkräfte wie sie sind bundesweit gefragt, doch nur sehr wenige Berufsschulen – zum Beispiel in Stuttgart – und Betriebe bieten die Ausbildung an.

Das Unternehmen Wörwag, das gerade sein 100-jähriges Bestehen feiert, gehört zu diesen Ausbildungsbetrieben. Am Standort Stuttgart-Zuffenhausen (800 Mitarbeiter) werden jährlich acht neue Azubis ausgebildet, davon vier Lacklaboranten. Letztere entwickeln und verfeinern Rezepturen für Lacke und Beschichtungen. Damit verleihen sie ihnen Eigenschaften wie Glanz oder Schlagfestigkeit.

„Wir stellen die Produkte her, tragen sie auf und prüfen sie“, berichtet Weiß. Sie arbeitet sowohl am Schreibtisch als auch in einer Fertigungsanlage im Mini-Maßstab. In dem sogenannten Bonding-Raum mischt sie kleine Mengen Pulverlack: „Durch diverse Testreihen optimiere ich die Rezepturen.“

Am Rechner im Büro kümmert sich Weiß anschließend um die Dokumentation der Arbeit und führt akribisch Tabellen mit ihren Testergebnissen. „Ich mag die Arbeit mit Farben und Pigmenten sehr“, sagt die 23-Jährige. Ihre Lieblingsfarbe ist ein dunkles Bordeauxrot. Sie deutet auf hauchfeine Glitzerpartikel: „Solche Effektpigmente sind doch einfach schön!“

Pulverlacke bestehen aus Harzen, Füllstoffen, Additiven und Pigmenten – Lösemittel sind keine enthalten. Der Mix kommt in eine Mischanlage und wird in weiteren Arbeitsschritten unter Wärme verschmolzen (extrudiert). Die abgekühlte Schmelze bricht man zu Chips, die man anschließend mahlt. Am Ende lässt sich der Pulverlack auf die Werkstücke einfach aufsprühen. Weiß: „Elektrostatische Aufladung hält das Pulver an Bremssätteln oder Fahrradrahmen, bevor es bei 140 bis 200 Grad Celsius eingebrannt wird.“

Für die Beschichtung müssen sich die Partikel richtig mit dem Bindemittel verbinden, nur dann gibt’s eine gleichmäßige Optik. Im Bonding-Raum klemmt die junge Frau eine Zange, an der ein Kabel hängt, an die Mischanlage. „Das Erdungskabel verhindert, dass sich das Pulver statisch auflädt“, erklärt sie. Und passt auf, dass die Mischung nicht zu warm wird: „Misslingt der Ansatz, wird die Beschichtung im Kessel fest. Das Putzen ist dann echt mühsam …“

Wer einen guten Abschluss schafft, wird unbefristet übernommen

Die Lacklaborantin kennt sich aber nicht nur an ihrem Arbeitsplatz aus. Für Ausbildungsleiterin Tanja Nebroj ist es wichtig, dass die jungen Leute alle Abteilungen durchlaufen: „Unsere Azubis sind bestens vernetzt und kennen überall einen Ansprechpartner“, sagt sie.

Sie legt großen Wert darauf, dass sich jeder entsprechend seinen Interessen entwickeln kann. Wer einen guten Abschluss schafft, wird in der Regel übernommen und bekommt gleich einen unbefristeten Vertrag.

Persönlich

Wie kamen Sie zu Ihrem Beruf?

Ich habe mein Abi am Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium gemacht und gemerkt, dass mir Chemie viel Spaß macht.

Was reizt Sie am meisten?

Mit Farben zu arbeiten – und der handwerkliche Teil meiner Aufgaben. Lackexperimente sind unglaublich spannend!

Worauf kommt es an?

Man muss sehr konzentriert sein. Beim Einwiegen von Rohstoffen für Probelacke muss man zum Beispiel auf ein Zehntelgramm genau arbeiten.

Autor: Andrea Veyhle