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Chemie-Tarifrunde 2016 Baden-Württemberg: Verhandlung vertagt / Arbeitgeber: Nur eine moderate Entgelterhöhung sichert Wettbewerbsfähigkeit

02.06.2016

Karlsruhe, 2. Juni 2016. Die Tarifverhandlungen zwischen den baden-württembergischen Chemie-Arbeitgebern und der Gewerkschaft IG BCE wurden ergebnislos vertagt. Nach mehr als dreistündigen Diskussionen am Donnerstag in Karlsruhe wird nun auf Bundesebene weiter verhandelt.

Edgar Vieth, Vorsitzender der Tarifkommission des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e.V. (agvChemie), forderte einen moderaten Tarifabschluss: „Unsere Unternehmen müssen wettbewerbsfähig bleiben. Die besonders im internationalen Vergleich hohen Kosten in Deutschland müssen wir in den Griff bekommen.“ Die Mitarbeiter in den Betrieben hätten in der Vergangenheit einen deutlichen Reallohnzuwachs gehabt. Ein Nachholbedarf sei nicht vorhanden. Vieth weiter: „Wir müssen für alle Unternehmen verhandeln. Viele stehen unter extremem Kostendruck. Das müssen wir berücksichtigen.“

Die Arbeitgeber stellten in der regionalen Verhandlung in Karlsruhe besonders die unterschiedliche Situation der Chemie-, Pharma- und Lack-Unternehmen im Land dar. Die stagnierende Produktivität in den Betrieben und die dadurch stark gestiegenen Lohnstückkosten zog Vieth als Beispiele heran, dass die Forderung der IG BCE überzogen sei.

Zur Tarifrunde 2016 in der chemischen Industrie

Nach der regionalen Verhandlung in Karlsruhe findet am 14. Juni 2016 in Hannover die erste Verhandlung auf Bundesebene statt. Dort werden – gegebenenfalls in mehreren Runden – die neuen Entgeltsätze für die Branche verhandelt. In Baden-Württemberg gilt der Entgelttarifvertrag derzeit für etwa 76.000 Beschäftigte. Er wurde 2015 abgeschlossen und von der Gewerkschaft zum 31. August 2016 gekündigt.

Zum agvChemie Baden-Württemberg

Im agvChemie sind 243 Unternehmen organisiert. Sie bilden derzeit etwa 3500 junge Menschen in mehr als 50 Berufen aus. Die Unternehmen im Verband sind in der Mehrzahl kleinere und mittelständische Unternehmen mit weniger als 300 Mitarbeitern. Die größte Teilbranche ist die pharmazeutische Industrie, gefolgt von Farben, Lacken und Bautenschutz. Eine wichtige Kundengruppe der Chemie im Land sind die Automobil-, Anlagen- und Maschinenbauer in Baden-Württemberg. Die Exportquote der Unternehmen beträgt etwa 61 Prozent.