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Messe „K“: Chemie-Unternehmen aus Baden-Württemberg präsentierten Kunststoff-Neuheiten

04.11.2016

Düsseldorf. Ob Tabletgehäuse, Brillen, Haushaltsgeräte, Verpackungen oder Möbel: Kunststoff begegnet uns praktisch überall im Alltag. Die Ansprüche an den Werkstoff nehmen zu. Dünner, leichter, bruchfester soll er sein. Hinzu kommen neue Fertigungsmethoden wie der 3-D-Druck, für die man immer raffiniertere Hightech-Materialien braucht.

Neue Verfahren und Werkzeuge

Auf dem weltweit wichtigsten Branchentreffpunkt, der „K“-Messe in Düsseldorf, präsentierten jetzt viele Firmen ihre Neuheiten, insgesamt gut 3.100 Aussteller aus 60 Ländern. Mit dabei: mehrere Unternehmen aus Baden-Württemberg.

Frank Plastic

Sportlicher Look: Viele Bauteile sehen aus wie perfekt lackiert, sind aber aus Kunststoff. Foto: BMW
Sportlicher Look: Viele Bauteile sehen aus wie perfekt lackiert, sind aber aus Kunststoff. Foto: BMW

Frank Plastic ist unter anderem Experte für Hightech-Komponenten im Auto. Seine Spezialität sind neue Spritzgussverfahren, die die Herstellung moderner Außenbauteile perfektionieren. „Wir fertigen zum Beispiel Aero-Ecken“, sagt Vertriebsleiter Thomas Wutke. Die sorgen für eine sportliche Optik an der Heckklappe. Der Betrieb in Waldachtal zählt zu den wenigen Unternehmen, die die aufwendige Produktion dieser Teile beherrschen. „Die Oberfläche darf keinerlei Ungleichmäßigkeiten wie Wellen oder Blasen aufweisen“, betont Wutke, „sie muss aussehen wie lackiert und auf Hochglanz poliert.“

Jungbunzlauer

Knuffig: Im Spielzeug steckt Bio-Weichmacher. Foto: Jungbunzlauer
Knuffig: Im Spielzeug steckt Bio-Weichmacher. Foto: Jungbunzlauer

Jungbunzlauer punktet mit neuen Varianten von Bio-Weichmachern auf Basis von Citronensäure. Als natürlicher Zusatz in Lebensmitteln ist sie bekannt. Kombiniert man sie mit einem Alkohol, entsteht ein Ester – der kann die umstrittenen Phthalate in Kunststoff als Weichmacher ersetzen.

Zum Einsatz kommt der Weichmacher etwa in Spielzeug, Fußböden, Infusionsschläuchen, Kosmetik und Druckfarben. Jetzt eignet er sich für noch mehr Anwendungen. „Er lässt sich hervorragend verarbeiten, ist unbedenklich, effizient und preislich wettbewerbsfähig“, erläutert Produktmanager Hans-Peter Froschauer. Jungbunzlauer zählt zu den weltweit größten Herstellern und produziert in Ladenburg pro Jahr Zehntausende Tonnen. Sogar in Bio-Polymere lassen sich die Ester verarbeiten – und sie sind kompostierbar.

Galvanoform

Präzise: Mit der Galvanoformung werden Formen für hochkomplexe Bauteile gefertigt. Foto: Fotolia
Präzise: Mit der Galvanoformung werden Formen für hochkomplexe Bauteile gefertigt. Foto: Fotolia

Galvanoform entwickelt neue Werkzeuge, die Kunststoffbauteile überhaupt erst in ihre Form bringen. Ob Kugelschreiber, Triebwerksverkleidungen am Flugzeug oder Instrumententafeln im Auto – viele Teile setzen sich aus komplizierten Geometrien zusammen, ihre Oberflächenstruktur ist komplex. Mit der Galvanoformung entstehen in Lahr exakte Formen aus Nickel.

„Das Metall ist extrem beständig gegenüber Chemikalien“, erklärt Geschäftsführer Jürgen Obergföll. Schließlich dürfen sich beim Formen keine Partikel lösen oder vermengen, das Bauteil wäre ruiniert. Mit dem Verfahren werden auch Formen für thermoplastische Folien gefertigt, die Türverkleidungen im Auto ihre Haptik verleihen. „Jetzt lassen sich noch dünnere Folien als bisher realisieren, mit raffinierten Strukturen“, so der Chef.

Übrigens: Deutschland zählt mit über 18 Millionen Tonnen zu den größten Kunststoff-Produzenten weltweit. In Europa liegt die Bundesrepublik mit gut einem Drittel der Produktion sogar ganz vorne. Allein in Baden-Württemberg arbeiten gut 46.000 Menschen bei Herstellern von Kunststoffwaren. Die erzielten 2015 fast 9 Milliarden Euro Umsatz.

Autor: Ulrike Worlitz